Wir werden mit Blick auf die Großbaustelle am Mörshäuser Radweg immer wieder gefragt: was wird dort eigentlich gebaut? Dazu möchten wir gern eine hoffentlich befriedigende Antwort geben.
Die Stadt Spangenberg betreibt am „Mörshäuser Weg“ die zentrale Kläranlage (KA) für die Kernstadt Spangenberg sowie die Stadtteile Bergheim, Elbersdorf und Kaltenbach. Des Weiteren werden auch die dezentralen Kläranlagen Pfieffe, Landefeld, Mörshausen, Vockerode und Schnellrode von der Stadt Spangenberg betrieben. Der anfallende Klärschlamm aller Anlagen wurde in den letzten Jahren zu einem geringen Teil landwirtschaftlich verwertet, welches aufgrund der Verschärfung der Düngemittelverordnung voraussichtlich in dieser Größenordnung in den nächsten Jahren so nicht mehr möglich sein wird. Der Großteil des anfallenden Klärschlamms wird jedoch auf der KA Spangenberg gesammelt und dann zur KA nach Hess. Lichtenau zur weiteren Verwertung gefahren. Dies führt zu hohen Transport- und Entsorgungskosten. Aufgrund der Ergebnisse des Wirtschaftlichkeitsvergleichs hat sich die Stadt Spangenberg dann zum Bau einer Klärschlammvererdungsanlage (KSV) entschieden.
Die Klärschlammvererdung ist ein Entwässerungsverfahren, das analog zu einer maschinellen Entwässerung die Flüssigphase des Klärschlamms (i.d.R. 98-99 % Wassergehalt) von den Feststoffen abtrennt. Dies erfolgt zum einen durch statische Abtrennung des Wassers über ein Filter- und Drainagesystem und zum anderen durch die hohe Verdunstungsleistung der Schilfpflanzen, die in der Lage sind, bis zum Doppelten der Jahresniederschlagsmenge an Wasser zu verdunsten. In den schilfbepflanzten Schlammvererdungsbeeten wirken Mechanismen, die die Entwässerung ausdauernd fördern. Diese sind im Wesentlichen an spezielle Eigenschaften der Bepflanzung geknüpft (z.B. hohe Verdunstungsleistung des Schilfs, Sauerstoffeintrag durch das Wurzelgeflecht, usw.) Das Endprodukt ist ein humoses, krümeliges, braun gefärbtes, erdiges Substrat, das gegenüber entwässerten Klärschlamm aus konventionellen Verfahren völlig neue Eigenschaften aufweist und von der Struktur her mit Boden bzw. Kompost verglichen werden kann. Dieses „Endprodukt“ wird nach einer 6-8 jährigen Beschickungsphase und einer anschließenden Trocknungs- und Vererdungsphase (Dauer ca. 1/2 - 1 Jahr) gewonnen. Die Verwertung des Materials erfolgt nach den dann gültigen gesetzlichen Bestimmungen, wobei eine landwirtschaftliche Verwertung angestrebt wird.
Das Bauvorhaben mit drei Beeten wird auf einer Fläche von 9.429 m² realisiert. Der erste Spatenstich erfolgte Ende November 2019, die Fertigstellung ist bis zum Jahresende 2020 geplant.